Lincoln City, OR

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Sonntag, 30. Juni 2013

 

Das Glasmekka rückt näher & die Studiodichte steigt ins unendliche!

Die Fahrt mit dem Truck die Küste entlang in den Norden wird immer stockender. Unser erster sehr interessanter Halt war noch in Berkley nahe San Francisco bei Marvin Libovski einem Glaskünstler. Er ist schon sehr lange gut im Geschäft und kennt fast jeden. Dank ihm haben wir viele neue Adressen für Japan, China, Taiwan und Russland bekommen. Überall wo er schon als Künstler in Residents gearbeitet hatte.

Weiter stoppten wir fast alle 20 km bei neuen Glasstudios und schauten überall rein um Hallo zu sagen. Viele arbeiten zu zweit oder mit bis zu fünf Personen und machen Glasobjekte, für oder mit Touristen. Der Tourismus läuft hier am Meer ausgezeichnet und manch einer hat wirklich verrückte Geschichten auf Lager. So erzählte uns Leslie Moody wie sie sich damals vor ca. 40 Jahren Glasmachen selbst beigebrachte und ihre Schwiegermutter darum bat aus ihrer Asche Glas zu schmelzen. Ihr Mann tüftelte lange bis er eine passende Chemieformel für die Asche seiner Mutter hatte, dass dann ihn einem opalweisen Farbton im Ofen herauskam. Das Zeitfenster zum verarbeiten des Glases war kurz, bevor Reaktionen im Glas stattfinden, die das Glas umverarbeitbar werden liesen. Doch beide schafften es in sechs Stunden alles Glas aus dem Ofen zu benutzen und es sind am Ende auch ein paar schöne Trinkbecher dabei rausgekommen.

Zum Glück haben wir gerade ein Auto, denn je nördlicher wir kamen, desto mehr regenete es. Locke, ein radelnder zwanzigjähriger Junge, befand sich mitten in einer Regenfront und hielt hoffend seinen Daumen bei jedem Auto raus das ihn passierte. Louise meinte, komm lass uns fragen was er will, doch eigentlich war uns sofort klar dass er mitfahren will. Ok, sein Rad packten wir hinten auf unser Bett und vorne quetschten wir uns zu dritt nebeneinander. Abends kochte er uns im Gegenzug ein ganz leckeres Curry und da sein Zelt auch nicht regendicht war, schlief er mit uns hinten im Truck. Eng, kuschlig und ganz lustig. Louise hatte sich am Vorabend beim Essen mit Curry vollgekleckert und wollte am nächsten Morgen die Flecken raus kochen. Doch Locke und ich rieten ihr sie ganz einzufärben, also nahm sie all unseren Rest vom Turmeric Pulver und kochte mit Vergnügen ihre Hose in einer gelbe Curry Farbe. Die Hose riecht jetzt wie Indisches Curry, hat im Gegenzug aber auch eine super schöne Farbe, ist nur zu empfehlen. Ich stattdessen holte mir irgendwo in den Büschen, beim Wasser auffüllen unserer Kanister einen ganz ekligen Ausschlag am Knöchel. Giftige Eiche tippen wir, die gibt es hier zu Hauf und man kann sich ganz leicht an ihr infizieren.   

Dann machten wir uns weiter Richtung Portland. Kurz davor In Lincoln City fanden wir noch in der Nacht ein Studio, wo zwei Leute arbeiteten direkt am Highway. Sofort schauten wir rein und fanden eine super nette Gemeinschaft, zu denen wir am Wochenende zurückkommen wollten.

In Portland war unser erstes Ziel Elements Glas. Ein riesiges Studio mit Showroom, es war mit eines der größten und beeindruckensten Studios die wir gesehen hatten. Die Inhaber Ian Gilula & Aaron Frankel bieten Zeit zum einmieten ein, arbeiten tagsüber an Aufträgen und geben abends Glaskurse. Sie stellen schöne einfarbige Flaschengefäße, große Kronleuchter oder Skulpturen her, eigentlich fast alles. Ein anders Glasstudio in Portland das wir besuchten war Lynn Reed, er zeigte uns sofort all seine Tricks. Sein Maßband an der Bank angeklebt viel Louise gleich auf und dass er seine Glasstücke im Kühlofen auf dünne Grafitmatten stellt um keine Kratzer am Boden zu bekommen, fanden wir auch sehr genial. Michael Ruh in London flüsterte uns seinen Namen. Noch ein spezial Trick von Lynn sind seine Murinis, die er erst aus Bullseye Glasscheiben zusammen schmeltzt und dann ihn seinen Stücken verarbeitet, alles absolut kompatibel miteinader wenn er die Kühlkurve richtig einstellt. Die Firma Bullseye besuchten wir ebenfalls in Portland. Sie verkaufen Flachglas Scheiben auf der ganzen Welt in allen verschiedenen Farben.

Von Portland fuhren wir noch einmal nach Lincoln City ans Meer. In Jennifer Sears Art Glass Studio haben sie Freitagsabends immer eine Art Vorführung, wo jeder der Angestellten eigene Stücke machen kann und interessierte Personen herzlich willkommen zum zuschauen sind. Wir wurden eingeladen etwas zu machen. Klar, gerne und schon standen wir wieder mal in einem total neuen Studio und machten gemeinsam unsere Lieblingstechnik Incalmo. Alles klappte erstaunlich gut und die Schale wurde genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten.