Shikotsu-ko, JP

Shikotsu-ko, JP

Montag, 12. Mai 2014

Aus dem beschaulischen Karuizawa trampten wir mit einem Auto zurück in die Großstadtmetropole Tokyo, um unsere letzten Glashausaufgaben zu erledigen. Zwei Studios galt es noch zu besuchen, bevor wir den Großteil der Glasstudios in Tokyo gesehen hatten. Spontan konnten wir noch einmal zwei Nächte bei Rie schlafen und so zogen wir ausgeschlafen am nächsten Tag los. Chofu Glas war unser erster Anlaufpunkt und ist ein mittelgroßes Glasstudio in einem Vorort von Tokyo. Hier können sich Glasmacher einmieten oder Schüler können an den angebotenen Kursen in der Hütte und beim Kilncasting teilnehmen. Den Besitzer von Chofu Glas hatten wie leider verpasst, dafür trafen wir Chiyuki, die wir schon im Fresco Studio kennen lernten. Sie hat dort bis vor drei Wochen gearbeitet, dann gekündigt und nun zu Chofu Glas gewechselt. Nach diesem Kurzbesuch ging es zurück in die Stadt, zu Sarue Glasstudio. Dies lag so unscheinbar zwischen den Wohnhäusern, dass Franca dachte, wir hätten uns schon wieder verlaufen. Doch die Glasmacherpfeifen spitzten aus den weit geöffneten  Fenstern. Schon von außen sah der Studioraum sehr klein und eng aus. Mit zwei Öfen, einer sehr kleinen Schleiferei und sechs Wäretrommeln, dazu sechs Arbeitsbänken, ist es auch von innen sehr eng. Aber in Tokyo ist es eins der größten Studios zum einmieten.

Am nächsten Tag holten wir mit Sack und Pack unsere Reisepässe von der Chinesischen Botschaft ab, ein 30 Tage Visa hatten wir bekommen, fein. Danach ging es zügig raus aus der Stadt und los auf die Straße, hoch nach Hokkaido. Um 18 Uhr etwa endeten wir auf einem erhöhten Rastplatz inmitten der Berge. Gleich dahinter türmte sich ein rießiger Berg mit Holzsplitt. Genial, denn der Boden war noch etwas zu kalt, um einfach zu Zelten. Louise besorgte noch ein paar trockene Tannenzweige und wir schichteten eine schöne 5cm dicke Matratze aus dem Holzsplitt und den Tannenzweigen zusammen. Dann das Zelt drauf, ein Eis zum Abendessen nach getaner Arbeit und ab ins Bett. Oh, es war kuschlig, bis der Wind rüttelte und uns das Zelt zusammenklappte. Denn so standfest hatten wir es auf dem steinigen Untergrund nicht spannen können. Also raus und aus Angst vor dem heftig aufkommenden Gewitter, rollten wir alles zusammen und zogen auf die Behindertentoilette des Rastplatzes um. Die Toiletten hatten 24 Stunden geöffnet und eine Liege stand auch in dem Behindertenraum. Eine passable Alternative wie uns schien. Am nächsten Morgen jedoch hatten wir mehr als genug von den 24 Stunden langen Kloansagen mit West-Virgina-Musikuntermalung.

Unausgeschlafen frühstückten wir und sammelten die letzten Heringe vom Zelt ein, bis es weiter Richtung Hokkaido ging. Mit zwei Autos und unserem ersten japanischen LKW schafften wir es ein ganzes Stück hoch. Das zweite Auto hatte uns auf  eine japanische Nudelsuppe, Ramen, eingeladen und der Truckfahrer war so glücklich uns zu treffen, dass er uns sofort die Weiterfahrt nach Hokkaido organisierte. Noch während dem Fahren telefonierte er mit Bekannten, seinem Chef und der Fähre und buchte uns so gleich Tickets für die Überfahrt am nächsten Morgen. Er und sein Chef luden uns zum Abendessen ein, dann durften wir im schön hergerichteten Bett im Containerbüro seiner LKW-Firma schlafen. Um 3 Uhr Nachts weckte er uns wieder und wir fuhren mit seinem Chef durch die Nacht bis zur Fähre. Während wir auf der Fahrt schlummerten, besorgte der Chef jedem eine Frühstückstüte, dann verabschiedeten wir uns und liefen auf die Fähre, die um 7:40 Uhr nach Hokkaido losfuhr. Erfreut über all die glücklichen Zufälle und neuen Erlebnisse erreichten wir Hokkaido bei strahlendem Sonnenschein.